Bereits in vorchristlicher Zeit wurde die gegenständliche Darstellung von Pflanzen und Tieren praktiziert. So war es beispielsweise zur Zeit der Pharaonen üblich, in den Gärten eine Fülle duftender Pflanzen zu haben und diese auch bildlich darzustellen. Sie glaubten, mit dem Einatmen der Pflanzendüfte die göttlichen Kräfte in sich aufzunehmen. Als die Römer Ägypten eroberten, fürchteten sie anfangs, die betörend duftenden Blumen wären ein Versuch, damit ihre Sinne zu vernebeln. Später übernahmen sie diesen Kult für ihre Gärten und in ihrer Kunst. Erst nach der Christianisierung Roms kam es bis ca. 800 nach Chr. zum Niedergang dieser Tradition, da der herrschende Blumenkult als heidnisch galt. Erst Kaiser Karl der Große, erließ eine Verordnung zur vermehrten Kultivierung von Heil- und Nutzpflanzen. Beispielsweise empfahl er, die Hauswurz wo möglich auf Mauern, Pfählen und und Dächern anzupflanzen, um die Gebäude vor Blitzschlag zu schützen.
Höhepunkt dieser Kunst war die Zeit zwischen 1500 und 1900. Eine Epoche, in der Wissenschaftler auf ihre Expeditionen in ferne Länder eigens Zeichner und Maler mitnahmen, um die dortige, hierzulande oft unbekannte Tier- und Pflanzenwelt zu dokumentieren.
Mit dem Zeitalter der Fotografie begann die botanische Malerei in den Dornröschenschlaf zu versinken und war in der zeitgenössischen Kunstszene am europäischen Festland fast nicht mehr existent. Im Gegensatz dazu behielt sie im englischsprachigen Raum weiterhin großes Ansehen und wurde vom Königshaus gefördert. Glaubte man (vorwiegend am europäischen Festland) bis vor wenigen Jahren noch, durch die Fotografie eine genauere Abbildung der Objekte zu erreichen, wurde diese Meinung inzwischen revidiert. Zunehmend besinnt sich die Wissenschaft wieder darauf, dass ein Foto, so gut es auch sein mag, speziell für Bestimmungszwecke in vielen Fällen nicht die Präzision einer genauen botanischen (oder zoologischen) Abbildung zu übertreffen vermag.
1660 wurde in England die „Royal Society“ zur Verbreitung naturwissenschaftlichen Wissens gegründet. Sie ist bis heute die angesehenste wissenschaftliche Gesellschaft der Erde, unter deren Schirmherrschaft sich einst dutzende Forschungsreisende mit Mal- und Zeichengenies durch das Dickicht schlugen, sich durch malariaverseuchte Gebiete kämpften, oft monatelang auf irgendwelchen Eilanden festsaßen, um teilweise beim trüben Licht flackernder Kajüten-Funzeln die dortige Flora und Fauna für ihre Auftraggeber darzustellen. Ihnen allen verdanken wir unendlich viele zoologische und botanische Kunstschätze, deren größte Sammlung sich im Museum of Natural History“ in London befindet.
Noch heute lassen uns die einzigartigen Abbildungen der begnadeten österreichischen Zeichner Franz und Ferdinand Bauer aus dem 17. Jhd. erstaunen. Oder man denke nur an die großartige Künstlerin Maria Sibylla Merian, welche unter unvorstellbar schwierigen Bedingungen auf Surinam zwischen 1699 und 1701 unzählige Schmetterlingspopulationen mit Raupen und Futterpflanzen darstellte. (Siehe beispielsweise Bild von Merian mit Weintraube.) Allseits bekannt sind auch Albrecht Dürers Blauracken-Flügel oder sein berühmter Hase.
Während ganze Schiffsladungen unbekannter Samen und Herbarien auf den langen Seewegen oftmals Schaden nahmen, blieben die Illustrationen als Beweis für die Existenz vieler exotischer Pflanzen erhalten. Sie dienten sowohl Botanikern als auch Apothekern und Medizinern als wichtige Informationsquelle und ergaben eine einzigartige Symbiose aus Kunst und Wissenschaft. Einer Kunst, die sich nicht nur auf das Wesentliche beschränkt, sondern exaktes beobachten und Genauigkeit bei der Wiedergabe erfordert.
Da diese Art der Pflanzendarstellung (ebenso wie Auch jene von Tieren) ca. ab 1900 leider hierzulande zunehmend an Stellenwert verlor, gehört Barbara Schoberberger zweifellos zu den wenigen Pionieren, die bereit sind, sowohl den künstlerisch hohen als auch den ideellen Stellenwert der Natur durch diese faszinierende Kunst wieder bewusst zu machen. Sie gibt seit 2001 ihr diesbezügliches Wissen in Malseminaren weiter. Dafür wurde ihr 2011 in Anerkennung für diese Verdienste die „Goldene Medaille des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland NÖ“ durch LH. Dr. Erwin Pröll verliehen.
(Text: Erlauftaler Bildungskreis)
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